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Soziale Probleme überfordern NRW-Schulen – Lehrer fühlen sich von Politik ignoriert

Von Reihnische Post 

Schulleitungen in NRW sehen ihren Beruf zunehmend skeptisch. Fast die Hälfte der Rektoren (46 Prozent) gaben bei einer aktuellen repräsentativen Befragung an, sie würden ihren Job auf gar keinen Fall oder wahrscheinlich nicht weiterempfehlen. 2018 hatten nur 14 Prozent der Befragten diese Haltung.

Als größte Belastungsfaktoren nannten sie den Anspruch, dass in den Schulen sämtliche gesellschaftlichen Probleme gelöst werden sollten. Außerdem haben sie den Eindruck, dass politischen Entscheidungen den tatsächlichen Schulalltag nicht beachten. 95 Prozent der Leitungskräfte schlossen sich diesen Aussagen an.

„Mangelnde Ausbildungsreife von Schülerinnen und Schülern? Schule, mach mal. Medienkompetenz, Medienkonsum, Mediensucht? Schule, übernimm. Kriege und Konflikte in der Welt, traumatisierte Kinder und Jugendliche? Schule, kümmere dich“, fasste es der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) in NRW in Worte, Stefan Behlau. Sein Verband präsentierte die Ergebnisse der Untersuchung, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt hatte, am Freitag beim Deutschen Schulleitungskongress in Düsseldorf.

Als großes Bundesland sei NRW von der Vielfalt sozialer Probleme besonders betroffen, so Behlau. Weitere bedeutende Belastungsfaktoren sind der Erhebung nach Verwaltungsaufgaben und ein wachsendes Aufgabenspektrum, knappe Ressourcen und die Überlastung des Kollegiums.

 

Schlechte Noten für die Bildungspolitik

Ein schlechtes Zeugnis bekommt Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU): 42 Prozent der Schulleitungen gaben der Landesregierung für die Schulpolitik die Noten „mangelhaft“ oder „ungenügend“. Wenn 95 Prozent der Kollegen sagten, dass die Politik die Praxis in der Schule nicht ausreichend beachte, „mag dies schon als Erklärungsgrundlage für die Notengebung dienen“, befand der Gewerkschafter Behlau. Wobei es zur Wahrheit dazugehört, dass NRW damit etwa im Bundesschnitt liegt. Wesentlich besser sah es sowohl bundes- als auch landesweit lediglich vor der Corona-Pandemie aus, seitdem ist die Stimmung schlecht.

Bildungsministerin Feller appellierte an Familien, sich einzubringen. „Die Erwartungen an Schule sind groß, von allen Seiten. Aber Schule kann nicht alles leisten“, räumte sie gegenüber unserer Redaktion ein. „Vor allem ist es auch wichtig, dass Eltern sich engagieren und mit der Schule zusammenarbeiten. Das betrifft zum Beispiel die Vermittlung von Medienkompetenz oder das wichtige Thema Lesen.“ In Grundschulen wird inzwischen stärker als früher auf Leseförderung gesetzt.

Besonders viele Studierende als Lehrer eingesetzt

Die Umfrage brachte außerdem zutage, dass Kinder in NRW besonders häufig von Menschen ohne Lehramtsqualifizierung unterrichtet werden. 80 Prozent der Schulen gaben an, derzeit mindestens eine Person als Lehrkraft zu beschäftigen, die nicht über diese Ausbildung verfügt. Bundesweit sagten dies nur 68 Prozent der Schulen.

Vielfach werden den Zahlen nach angehende Lehrer eingesetzt, die noch im Studium sind, hinzu kommen Seiteneinsteiger. Das passt allerdings zur erklärten Strategie des Landes: NRW wirbt gezielt um solche Kräfte, um den Lehrermangel abzufedern.

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