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Die Entwicklung der Kinderrechte – Ein Meilenstein für unsere Gesellschaft

Autorenbild: bfa-jugendbfa-jugend

Aktualisiert: 10. Okt. 2024

Die Kinderrechtsbewegung hat eine lange und wechselvolle Geschichte, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Bewusstsein für die Rechte von Kindern deutlich verstärkt und verfeinert. Doch was bedeutet das konkret, und warum sind Kinderrechte heute so entscheidend für unsere Gesellschaft?


Warum gibt es Kinderrechte?

Kinderrechte sind von zentraler Bedeutung, um das Wohlbefinden und die gesunde Entwicklung von Kindern weltweit zu fördern. Diese Rechte beruhen auf der Einsicht, dass Kinder aufgrund ihrer besonderen Schutzbedürftigkeit nicht dieselben Fähigkeiten wie Erwachsene haben, sich selbst zu schützen oder ihre Interessen eigenständig zu vertreten. Ein anschauliches Beispiel dafür ist das Recht auf Bildung: Während Erwachsene eigenständig entscheiden können, ob und wie sie sich weiterbilden möchten, müssen Kinder unterstützt und ermutigt werden, ihre Potenziale zu entfalten. Hier setzen Kinderrechte an, indem sie Kinder nicht nur vor Ausbeutung schützen, sondern ihnen auch den Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen wie Bildung, medizinischer Versorgung und sozialer Teilhabe garantieren.


Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Schutz vor Gewalt und Missbrauch, etwa im familiären Umfeld oder in der Schule. So sieht die UN-Kinderrechtskonvention explizit vor, dass Kinder das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung haben. Dies zeigt, dass Kinderrechte nicht nur abstrakte Prinzipien sind, sondern praktische Schutzmechanismen bieten, die das Leben der Kinder ganz konkret verbessern können.


Historischer Rückblick: Kindheit im Wandel

Der Blick in die Geschichte verdeutlicht, wie sehr sich das Verständnis von Kindheit und den damit verbundenen Rechten verändert hat. Vor etwa 400 Jahren galten Kinder noch als „kleine Erwachsene“. Sie trugen ähnliche Kleidung wie ihre Eltern und übernahmen früh Aufgaben, die oft mit harter körperlicher Arbeit verbunden waren. Besonders in ländlichen Regionen arbeiteten Kinder in der Landwirtschaft oder in handwerklichen Betrieben mit, manchmal sogar schon ab einem Alter von fünf oder sechs Jahren. Pädagogische Einrichtungen, wie wir sie heute kennen, gab es kaum, und der Zugang zu Bildung war vor allem den wohlhabenderen Schichten vorbehalten.


Erst im Zuge der Aufklärung, insbesondere durch Denker wie Jean-Jacques Rousseau, wurde die Idee verbreitet, dass Kinder eigene, spezielle Bedürfnisse haben und nicht einfach als "unreife" Erwachsene betrachtet werden sollten. Rousseaus Werk Emile oder Über die Erziehung von 1762 war ein bedeutender Wendepunkt, da er darin die Kindheit als eine besondere Phase des Lebens anerkannte, die Aufmerksamkeit und Schutz bedarf. Dies legte den Grundstein für viele Reformen, die später im Bereich der Bildung und des Kinderschutzes umgesetzt wurden.


Der gesellschaftliche Wandel im 20. Jahrhundert

Mit dem Einzug der Industrialisierung und dem gesellschaftlichen Wandel zu Beginn des 20. Jahrhunderts rückten die Rechte und Pflichten von Kindern stärker in den Fokus der politischen Debatten. Insbesondere das Thema Kinderarbeit wurde zunehmend kritisch hinterfragt. Während in vielen Fabriken Kinder unter schrecklichen Bedingungen arbeiteten, brachte die aufkommende Arbeiterbewegung Forderungen nach einem gesetzlichen Schutz für die Jüngsten der Gesellschaft auf. Ein wichtiger Schritt in dieser Entwicklung war das Verbot der Kinderarbeit in vielen Industrieländern, dass ab der Mitte des 19. Jahrhunderts durchgesetzt wurde.


In Deutschland erlebte das Thema Kinderrechte in den 1970er Jahren erneut einen Schub, insbesondere durch die sogenannte „Kinderladenbewegung“. Diese Bewegung setzte sich gegen autoritäre Erziehungsmethoden und für mehr Mitbestimmung von Kindern ein. In dieser Zeit entstanden zahlreiche alternative Bildungseinrichtungen, in denen die Kinder in selbstbestimmten Lernumgebungen aufwachsen sollten. Diese Reformansätze beeinflussten auch die allgemeine Diskussion über Kinderrechte und schufen ein Bewusstsein dafür, dass Kinderrechte nicht nur Schutz vor Missbrauch, sondern auch das Recht auf aktive Teilhabe und Mitsprache umfassen.


Ein Beispiel für den rechtlichen Fortschritt in Deutschland ist das Verbot der körperlichen Züchtigung: In der Bundesrepublik Deutschland wurde es erst 1983 flächendeckend untersagt, während in der DDR bereits seit 1949 ein gesetzliches Verbot galt. Diese Entwicklungen zeigen, dass das Verständnis von kindgerechtem Umgang in beiden deutschen Staaten wichtige Fortschritte gemacht hat, auch wenn sie zeitlich unterschiedlich stattfanden.


Die Kinderrechtskonvention: Ein globaler Fortschritt

Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Kinderrechte war die Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention im Jahr 1989. Dieser internationale Vertrag, der mittlerweile von fast allen Staaten der Welt ratifiziert wurde, stellt sicher, dass Kinder weltweit als eigenständige Rechtssubjekte anerkannt werden. Das bedeutet, dass Kinder nicht nur als Teil einer Familie oder eines Staates gesehen werden, sondern als Individuen mit eigenen Rechten, die unabhängig von den Interessen der Erwachsenen geschützt und gefördert werden müssen.


Ein praktisches Beispiel dafür sind die drei Zusatzprotokolle zur Kinderrechtskonvention. Eines der Protokolle, das 2000 verabschiedet wurde, regelt den Schutz von Kindern in bewaffneten Konflikten. Es legt fest, dass Kinder unter 18 Jahren nicht als Soldaten rekrutiert oder in kriegerischen Auseinandersetzungen eingesetzt werden dürfen – ein elementares Recht, das in vielen Teilen der Welt leider noch immer nicht vollständig umgesetzt ist.


Ein weiteres Beispiel ist das dritte Zusatzprotokoll, das 2011 eingeführt wurde. Es gibt Kindern das Recht, bei Verletzung ihrer Rechte eine Beschwerde beim UN-Kinderrechtsausschuss einzureichen. Dies zeigt, wie umfassend und detailliert die Kinderrechtskonvention darauf abzielt, Kindern nicht nur Schutz, sondern auch Mitsprache zu garantieren.


Ein Aufruf zum Handeln

Kinderrechte sind nicht nur ein Thema für Gesetzgeber und internationale Organisationen – sie betreffen uns alle. Eltern, Erzieher, Lehrer und die gesamte Gesellschaft tragen die Verantwortung, die Kinderrechte in der Praxis zu verankern. Ein anschauliches Beispiel ist die Rolle von Schulen, die Kinder nicht nur auf die Arbeitswelt vorbereiten, sondern ihnen auch beibringen, sich als mündige Bürger zu verstehen, die ihre Rechte kennen und einfordern können.


Um diese Rechte zu schützen und zu fördern, ist es entscheidend, das Bewusstsein für Kinderrechte in der Gesellschaft zu stärken. Nur so können wir sicherstellen, dass Kinder in einer Umgebung aufwachsen, die sie respektiert, schützt und in ihrer Entwicklung fördert. Indem wir uns aktiv für die Rechte der Kinder einsetzen, tragen wir dazu bei, eine gerechtere und menschlichere Gesellschaft für kommende Generationen zu schaffen.


Ein Beitrag von Manuela Amodio: BFA-Mitarbeiterin

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