Schüler in NRW demonstrieren für Bildungsreform - was sie fordern
Bernd Neuhaus, WDR
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"Schule muss sich ändern, nicht wir", steht groß auf ihrem Banner, mit dem die Schülerinnen und Schüler durch die Straßen von Düsseldorf gezogen sind. Aber auch anderswo in NRW waren sie am heutigen Mittwoch zum Protestieren auf die Straße gegangen, statt im Unterricht zu erscheinen. Sie forderten unter anderem Investitionen in Schulgebäude, aber auch eine Bildungsreform. Dazu aufgerufen hatte die Landesschülervertretung (LSV) NRW.
Bis zu 500 protestierende Schüler in Essen
In Düsseldorf waren nach Schätzungen von WDR-Reporterinnen und -Reportern 120 Demonstrierende erschienen. In Essen sind es demnach bis zu 500 gewesen, in Münster und Eitorf jeweils 100. Protestiert wurde auch in Gummersbach.
Dass nicht noch mehr Menschen dem Protestaufruf gefolgt waren, erklärte die LSV NRW am Nachmittag so: Viele Schülerinnen und Schüler seien davon "abgehalten" worden - "durch zu strenge und undurchsichtige Regelungen, die die Teilnahme an Protesten während der Schulzeit erschweren".
Forderungen: Weniger Leistungsdruck, kleinere Klassen
Konkret forderten die Schülerinnen und Schüler bei der Protesten: mehr Geld für modernere Schulen, Sportanlagen und kostenloses Mittagessen, weniger Leistungsdruck durch eine längere Grundschulzeit, kleinere Klassen und kürzere Schulzeiten, Noten sollen abgeschafft werden, stattdessen soll es Feedbackgespräche geben, mehr Mitbestimmung und dass keine Schülerinnen und Schüler mehr abgeschoben werden. Ihr Motto dabei: "Eine Schule für uns! - Eine Schule für alle!"
"Das dreigliedrige Schulsystem finde ich ziemlichen Schwachsinn. Es wird einfach viel zu früh schon aussortiert", sagte der 18-jährige Simon Käsbach von der Gesamtschule Köthen bei der Demo in Düsseldorf dem WDR. "Ich wünsche mir eine Schule, in der es um gemeinschaftliches Lernen geht, nicht darum, welche Noten ich bekomme sondern darum, Inhalte zu lernen, die mich wirklich interessieren."
"Die Themen sollten der aktuellen Lage angepasst und die Realität von den Schülern ernst genommen werden", sagte Hanna, Abiturientin am Gymnasium Odenthal dem WDR. "Zukunftsthemen sollten mehr behandelt werden, zum Beispiel Nachhaltigkeit oder der politische Rechtsruck und Demokratie."
Abiturientin Maja vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Bergisch Gladbach wünscht sich mehr Geld für die Schulen: "Wir sind die Zukunft", sagte sie beider Demo in Düsseldorf dem WDR. "Warum sollten wir dann nicht gefördert werden? Warum sollte nicht Energie in uns gesteckt werden? Warum reden wir immer nur über aktuelle Wirtschaftsthemen und denken nicht an die Zukunft?"
Die Kundgebungen der Schülerproteste wurden auch von den Jugendorganisationen der Gewerkschaften Verdi und Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und von Aktionsbündnissen wie "Bildungswende JETZT!" und "Eine Schule für Alle" unterstützt. In Eitorf sollten der Bürgermeister und verschiedene Kommunalpolitiker als Redner dabei sein.