Im November 2023 sammelte ich erste Erfahrungen in der Nachmittagsbetreuung der Bildungs- und Freizeitakademie e.V. während eines Praktikums. Dieses Praktikum hat mir so gut gefallen, dass ich mich schließlich im Januar 2024 entschloss, einen Bundesfreiwilligendienst anzutreten. Diese Entscheidung hat mein Leben auf eine Weise positiv verändert, die ich nicht erwartet hätte.
Zu meinen Aufgaben während der Betreuung gehört unter anderem die Aufsicht in der Mensa, um sicherzustellen, dass die Essensausgabe geordnet verläuft. Anschließend beaufsichtige ich die Hausaufgabenerledigung in den dafür vorgesehenen Räumen. In der Regel kümmert sich ein Betreuer um eine Gruppe von zehn Schülern, sodass stets ausreichend Betreuungspersonal vor Ort ist. Während der Hausaufgabenbetreuung achten wir darauf, dass die Schüler ruhig und konzentriert arbeiten. Sobald sie fertig sind, überprüfen wir die Hausaufgaben auf Richtigkeit und Vollständigkeit.
Diese Informationen sowie die Anwesenheit der Schüler werden täglich in unseren Betreuungsdokumenten festgehalten, um einen besseren Überblick zu behalten. Unsere Arbeit umfasst jedoch nicht nur die Betreuung, sondern auch pädagogische Tätigkeiten, wie das Zuhören bei Sorgen und das Zeigen von Empathie. Es ist wichtig, während der gesamten Betreuung aufmerksam zu bleiben und sensibel auf die Bedürfnisse der Schüler einzugehen. Manchmal erfordert dies, Schüler zur Seite zu nehmen und in einem vertraulichen Gespräch ihre Anliegen zu besprechen.
Ein Beispiel aus meinem Berufsalltag
Eine Schülerin kam bedrückt in die Betreuung und wollte zunächst nicht über ihre Sorgen sprechen. Nachdem ich ihr ein persönliches Gespräch anbot, erzählte sie mir, dass sie sich von ihren Freunden ausgeschlossen fühlte. Wir konnten das Problem im Gespräch schnell identifizieren und eine Lösung finden. Zudem bemühen wir uns, das soziale Miteinander in der Gruppe zu stärken, indem wir Schüler, die keinen Anschluss gefunden haben, in die Gemeinschaft integrieren. Es ist erfreulich zu sehen, dass dies bisher meist erfolgreich gelungen ist.
Während der Betreuung kommt es gelegentlich vor, dass Schüler „Fehler“ machen, was ihre Motivation beeinträchtigen kann. In solchen Fällen geben wir ihnen konstruktive Rückmeldungen und verdeutlichen, dass Fehler zum Lernprozess dazugehören. Auch die Kommunikation mit den Eltern ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit, insbesondere wenn sich Auffälligkeiten häufen oder ein Schüler sich abmelden möchte, weil er oder sie sich unwohl fühlt. Es ist uns wichtig, die Eltern einzubeziehen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.
Natürlich verläuft nicht immer alles nach Plan, und es gibt Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Diese sind oft individuell und unterschiedlich. Für mich persönlich kann es schwierig sein, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn sich ein Schüler verletzt, da ich sehr empathisch bin. Auch die Balance zwischen Nähe und Distanz ist eine Herausforderung: Einerseits möchte man den Schülern als Vorbild dienen, andererseits muss man seine Autorität wahren. Trotz dieser Schwierigkeiten ist es essenziell, sich ihnen zu stellen, da sie ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit sind.
Es gibt auch Schüler, die herausfordernder sind als andere, dennoch ist es mir wichtig, jeden gleich zu behandeln und niemanden zu bevorzugen. Ich lege großen Wert darauf, mit den Schülern auf Augenhöhe zu sprechen und sie respektvoll zu behandeln. Schließlich waren wir alle einmal Schüler. Besonders wichtig ist mir, dass die Schüler etwas aus der Betreuung mitnehmen. Es geht nicht nur darum, sie mit erledigten Hausaufgaben nach Hause zu schicken, sondern ihnen auch Unterstützung im Alltag zu bieten und ihnen etwas für ihre Zukunft mitzugeben, um langfristig einen positiven Einfluss auf ihr Leben zu haben.
Wir Betreuer stehen jedoch nie allein vor den Herausforderungen. An den Schulen gibt es immer ausgebildete und erfahrene Sozialpädagogen sowie weitere Ansprechpersonen der BFA, die uns jederzeit zur Seite stehen. Sie unterstützen uns bei allen Anliegen und Fragen, was mir persönlich sehr viel Sicherheit in meiner Arbeit mit den Schülern gibt.
Ein großes Problem: Mobbing
Ein Kritikpunkt am Schulsystem ist für mich, dass Schüler, die im Unterricht zurückfallen, oft nicht ausreichend gefördert werden – teilweise aufgrund der großen Klassengrößen, die individuelle Förderung erschweren. Dies ist jedoch wichtig, um sicherzustellen, dass alle Schüler auf dem gleichen Stand sind. Noch gravierender finde ich, dass Schulen zwar gegen Mobbing auftreten, sich aber nicht ausreichend dafür einsetzen. Sie erhalten den Titel „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“, doch oft sind sie sich nicht bewusst, dass solches Verhalten nicht nur von den Schülern, sondern auch teilweise von Lehrkräften ausgeht. Lehrer haben eine Vorbildfunktion für die Schüler, doch ich habe beobachtet, dass sie aufgrund des fehlerhaften Bildungssystems oft überfordert sind und dieser Rolle nicht immer gerecht werden können.
In meiner Zeit bei der BFA habe ich viel für mich selbst gelernt. Ich habe erkannt, dass mir die Arbeit mit Kindern große Freude bereitet und dass ich diesen Beruf auch in Zukunft weiter ausüben möchte. Doch das war nicht das Einzige, was ich gelernt habe. Kinder sind viel intelligenter, als viele von uns denken. Sie nehmen Geschehnisse intensiver wahr und erkennen viele wichtige Zusammenhänge zwischen ihren Eindrücken und Gefühlen. Eine weitere wichtige Lektion war der sensible Umgang mit Schülern aus schwierigen familiären und sozialen Verhältnissen – eine Aufgabe, die Zeit und Geduld erfordert, die ich jedoch mit Freude annehme.
Warum ausgerechnet die Bildungs- und Freizeitakademie e.V.?
Der Verein besteht aus einem herzlichen, jungen Team, das sowohl von den Mitarbeitenden als auch von den Vorgesetzten offene Arme empfängt. Bei der BFA habe ich die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen und umzusetzen, da man hier offen für neue Vorschläge ist. Außerdem bietet der Verein ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Professionalität und Freude am Arbeitsplatz.
Alles in allem bin ich dankbar für die Möglichkeit, hier tätig sein zu dürfen, und würde diese Erfahrung jederzeit wieder machen. Man nimmt viel für die Zukunft mit – auch von den Schülern selbst, was ich anfangs nicht erwartet hätte.
Ein Beitrag von Zeynep Akgül: BFA-Mitarbeiterin
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